Jubiläen 2010

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Dammer Carneval 1910:
Wirklich „die letzten Trümmer der ausgestorbenen Dammer
Fastnacht“?

Der Carneval 1910 war für Damme wirklich etwas Spektakuläres, obwohl die Vorbereitungen zunächst recht verhalten begannen. Denn als man sich erstmals im neuen Jahr in der Hofburg Bollmann traf, waren gerade einmal eine Handvoll Mitglieder anwesend. Selbst Präsident Bernhard Kleyböcker fehlte und musste durch seinen Vize Martin Tepe vertreten werden. Trotzdem hielt der Postzusteller Thöle als Schriftführer den einstimmigen Beschluss fest, dass der Präsident den Prinzen vertreten solle. Die Wahl einer Tollität wurde offenbar nicht gewünscht.
Einig war man sich aber schon über das Thema, das „Die Entdeckung des Nordpols“ lauten sollte. Das knüpfte an ein relativ aktuelles Ereignis an, denn knapp zwei Jahre zuvor war es Frederic Albert Cook gewesen, der behauptete, als Erster diesen nördlichsten Punkt der Erde erreicht zu haben. So beauftragte man die „Ausstattungskommission“, bestehend aus Hubert Butke, Wilhelm Clausing und Wilhelm Beckmann, der für 50 Mark ein Schiff erstellen sollte, mit den Umzugs-Vorbereitungen.
Auf den beiden Folgesitzungen gab es weitere Rollenverteilungen: Kapitän als F. A. Cook sollte Wilhelm Beckmann und sein Erster Offizier Hubert Butke sein, Obersteuermann wurde Heinrich Schilgen, Hans Dorfmüller Schiffskoch, während Martin Leiber, Johannes Vieth mit dem Postler Thöle ein begleitendes Luftschiff zu bauen und zu begleiten hatten. Im Übrigen wurden als Eskimos eingeteilt: Wilhelm Gillmann, Bernhard Leiber, Bernhard Strothmeyer, Heinrich Bosche (auch gleichzeitig zuständig als „Achsenschmierer“) und Bernhard Kleyböcker (also doch nicht Prinz). Martin Börger bildete zudem eine Gruppe mit zwei großen Schlittenhunden, während Martin Tepe die „Führung eines Eisbären“ übernahm.

Natürlich bestimmte die Versammlung wie immer Standartenträger mit Wilhelm Sellmann, Heinrich Enker und Franz Droste sowie berittene Herolde mit Rudolf Nordhoff und dem Tierarzt Westendorf. Das alles begleitete die „Dammer Stadtkapelle“ musikalisch.
Der Umzug sollte laut Versammlungsbeschluss Rosenmontag (übrigens am 7. Februar, nur einen Tag eher als 2010) um 11 Uhr bei der Hofburg Bollmann starten, dann zu Gillmann und wieder zurück zu Schilgen ziehen, über Mersch und Donaustraße würde es Richtung Westen zu Tepe (nachm. Pröbsting) gehen, von dort zum Waisenhaus und zum Marktplatz bzw. zum Abschluss vor dem Bahnhof. Am Tag zuvor empfahl die Carnevalsgesellschaft allen Mitgliedern „mit ihren Familien“, den „Sonntags-Narrenball“ im Saal von Martin Tepe zu besuchen.
Nach diesem offenbar laut OV „Aufsehen erregenden“ Umzug zur größten Gaudi der Beteiligten ergriff jedoch die Aschermittwochs-Versammlung großes Entsetzen, denn ein Leserbriefschreiber hatte sich tags zuvor über „die letzten Trümmer der ausgestorbenen Fastnacht“ mokiert, von dem „Anwesende ganz enttäuscht“ gewesen seien. Außerdem verteufelte er die Fastnachtszeitung, mit der „Missbrauch getrieben“ werde und in der „in rücksichtslosester Weise Familienangelegenheiten öffentlich an den Pranger gestellt“ würden. Als Verfasser vermutete die Mitgliederschar, dass es sich um „Blech-Willm“ handele, also Wilhelm Robert, den Betreiber des Blechhotels.
Schon seit längerer Zeit galt er als einer der Wortführer des „Schwarzen Clubs“, der für die Abschaffung des Carnevals in Damme eintrat.
Die Gegendarstellung sollte laut Versammlung vom 9. Februar 1910 Bernhard Leiber verfassen. Er beschrieb denn auch die Zahl der Mitwirkenden (32!), die aufwändigen Kostüme und Wagenaufbauten, nannte sogar deren Herstellungspreise und erläuterte die selbst erlebten begeisterten Zuschauerreaktionen. Dann bemerkte er – nachdem er näher auf die Qualität der Fastnachtszeitung eingegangen war –, „daß der ganze Scherz mit einem solennen Frühschoppen gegen 2 ½ Uhr sein Ende erreichte“. Ein zweiter Leserbriefschreiber erklärte, man solle an den Umzug „keinen großstädtischen Maßstab anlegen“. Er wünschte sich „hoffentlich noch sehr oft die Wiederkehr des Dammer Karnevals, dem Griesgram zum Trotz“. Dem kann man nur die wahren Worte des Sessionsmottos hinzufügen: „Hurrah! Der Fasching ist da!“
Quelle: Archiv des Stadtmuseums Damme

Motive aus der Fastnachtszeitung 1910


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Dammer Carneval 1935:
Braune Züge auf der Linie „Damme – Bohmte – Genua“

Als Motto hatte man sich die für heutige Begriffe recht ungewöhnliche Extrem-Aufforderung „Trinkt, bis der Letzte sinkt!“ ausgewählt, wohl aus Besorgnis darüber, dass auch die Fastnacht immer mehr in den Strudel politischer Verwicklungen mit der NSDAP-Herrschaft geriet.
Um diese Zeit kam der Prinz nicht unter größter Geheimhaltung ans närrische Tageslicht, sondern wurde auf der öffentlichen Generalversammlung gewählt. Die Wahl gewonnen hatte Fritz Enneking, der bereits 1924 als Prinz ohne Carneval gekürt worden war. Allerdings trat er – wohl auf Grund politischer Verwicklungen, denn er war zu dieser Zeit NSDAP-Ortsgruppenleiter – von diesem Amt zurück. Daraufhin bestimmte die Generalversammlung Joseph kl. Piening zum Prinzen. Im Hofstaat standen ihm Franz Hellmann und Heini Butke als Adjutanten, als Hofnarr Franz „Vatti“ Kleyböcker zur Seite. Seine Tollität fuhr im Rosenmontagsumzug übrigens mit einer offenen Pferdekutsche durch die Straßen, denn einen Prinzenwagen legte man sich erst ein Jahr später zu.
Weder einen Kinderprinzen noch einen Kinderumzug am Sonntag gab es zu dieser Zeit. Das kam erst 1938. Allerdings gab es sonntags eine Art Kinder-Belustigung, zeigten sich überdies erstmals eine Schülergruppe sowie eine Kindermusikkapelle unter den insgesamt 16 Umzugsnummern.

Das Dritte Reich hinterließ deutliche Spuren bei den Themen, denn die allgegenwärtigen Luftschutzübungen wie auch der Völkerbund-Austritt, die Futter-Zuteilung in der Landwirtschaft wie gleichfalls die NS-Wohlfahrtsorganisation „Kraft durch Freude“ wurden aufgegriffen und teils offenkundig ironisch aufs Korn genommen. Immerhin überwogen die unpolitischen und rein lokalen Themen, wie etwa bei der Gruppe, die eine „Wöhrmann-Linie Damme – Bohmte – Genua“ zumindest im Rosenmontagsumzug eröffnete.

Im selben Jahr beschloss die Carnevalsgesellschaft erstmals, für Carneval 1936 einen Elferrat einzurichten, der vom neu gewählten Präsidenten Josef Gausepohl, seinerzeit Ortspropagandaleiter der NSDAP, bestimmt werden sollte. Tatsächlich trat in der Folgezeit Gausepohl sein Präsidenten-Amt nicht an, sondern an seiner Stelle der Bankangestellte Josef Stromann. Mit 604 Reichsmark Einnahmen gegen 502,75 RM Ausgaben bezeichneten seinerzeit die Narren Carneval 1935 als wirtschaftlichen „Erfolg“.

Weiteres dazu in:
Friemerding, Wolfgang/Migowski, Ludger: Damme zwischen den Weltkriegen, Damme 2006, S. 304/305, 529-537



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Dammer Carneval 1960:
Südfelde und Osterdamme ganz vorn

Mit einem höchst einleuchtenden Motto starteten die Dammer Närrinnen und Narren 1960 in ihre 346. Session: „Schafft dem Frohsinn freie Bahn!“ Das geschah wie gewohnt in vielfältiger Weise und natürlich erfolgreich, insbesondere darum, weil die beiden Prinzen nicht aus dem Ortskern stammten, sondern mit Heinrich IV. Meyer aus Südfelde und mit Walter I. Schlarmann aus Osterdamme.
Auch ihr jeweiliger Hofstaat wohnte natürlich im zugehörigen Dammer Ortsteil, d.h. aus Südfelde kamen der Hofnarr Bernard Assmann und die Adjutanten Franz Tepe sowie Bernhard Wehming, aus Osterdamme Hofnarr Walter Bley nebst den Adjutanten Heinz Fangmann und Richard Böckmann. Übrigens hatte Walter Schlarmann für seine Wahl mit dem einleuchtenden Slogan „Ob Müller, Meyer, Schulze, Koch, der liebe Schlarmann wird es doch“ geworben und damit seine Mitbewerber ausgestochen. Und eine weitere Besonderheit hielt er ebenso parat: Seine Rede und sein Aufruf in der Fastnachtszeitung erfolgten auf Dammer Platt.

Hochkalibrige und vielfältige Büttenredner hatten die drei Galasitzungen bei Pröbsting gestaltet: Rudolf Willenborg mit „Quer durch Damme“, Paul Everding wusste „Dies und Das“, Benno Leiber und Bernhard Meyerrose stellten „Muck & Trina“ dar, Fritz Finkemeyer, Theo Goda und Walter Westerhoff klärten einiges als „Die drei von der Tankstelle“ auf, Heini und Robert Butke trugen „Si Si Mackana“ vor, wobei Macka später auch noch solo auftrat, Willibald Lübben und Josef Biestmann führten eine „Moderne Eheberatung“, die Gebrüder Heinz und Rudi Bell erschienen als „Tünnes un Schääl“ und Willibald Lübben/Dr. Heinrich zu Höne beschäftigten sich mit dem „Dammer Allerlei“. Da hatte Präsident Josef Stromann viel zu moderieren, zumal zwischendurch viel und heftig gesungen wurde.
In den Umzügen, für die insgesamt 13 Musikkapellen nebst 43 Wagen und Gruppen gemeldet waren, gab es eine getrennte Wertung, denn der Sonntagsumzug war offiziell der „Kinderumzug“. Die „Ratten vom Dümmer“ der Jugendgruppe Dümmerlohausen erhielten einen Sonderpreis, während erste Preise an „Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen“ (Jugend Südfelde), den „Bade-Express aus Rüschendorf“ (Bauerschaft Rüschendorf), den „Schulausflug 1914“ (Gruppe Börger), den „Ersten Ballonaufstieg in Dammensia“ (Gruppe Lübben), an „Viele Köche verderben den Brei“ (Die Köche), den „Hexenritt“ (evangelische Volksschule), die „Trommlergruppe“ (Gruppe Hubert Butke) und „Karl May auf dem Dammer Carneval“ (Jungenmittelschule) gingen. Am Montag erhielten die Gruppen Donaustraße mit „Gemeindekasse einst und jetzt“ sowie die Gemeindeverwaltung mit „Triumphzug des Gemeinderats“ Sonderpreise. Erste Preise gingen an die Gruppen Wild-West, die Carnevalsgruppe Südfelde, die Bauerschaft Dümmerlohausen und die Osterdammer Gruppe Krebeck.

Der traditionelle Gänsemarsch zog sich von 11 Uhr 1x11 Minuten bis hin zum Jammerkaffee, der am gleichen Tag im Jägerhof am Tollenberg um 16 Uhr begann und wohl erst in den späten Morgenstunden ausklang. Galasitzungen und Prinzenball fanden übrigens 1960 am Sonntagabend (bzw. eine Galasitzung am Mittwochabend) statt, und zwar aus Rücksicht auf die katholische Kirche, die bei eventuellen Veranstaltungen am Samstagabend um ihre Kirchgänger am Morgen darauf fürchtete. Die Hofburg Sr. Tollität Heinrichs IV. war passend dazu gleich nebenan im „Natten Timpen“, in diesem Fall bei Schilgen, wo auch die Tribüne stand.

Weiteres unter: Schomaker, Alwin: Das Alte Volk von Damme, Damme 1964

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Dammer Carneval 1985:
Alltagskummer erfolgreich vertrieben

Offenbar hatte man um die Fünfte Jahreszeit nicht nur in Damme seine Sorgen, denn „Kummer an allen Enden / Dammer Frohsinn wird es wenden“ hieß das Motto in der 371. Session der Dammer Carnevalsgesellschaft 1985. Wie jedoch dann der weitere Verlauf bewies, schafften es die Dammer Närrinnen und Narren unter Führung der Carnevalsgesellschaft, diesen vermeintlichen oder tatsächlichen Kummer restlos zu vertreiben.


Rudi Bell vertrat den Präsidenten während der gesamten Session, und zwar, wie der Chef des Protokolls Emil Schröder, der am Dritten Weihnachtstag 1985 aus dem Amte und dem aktiven Elferrat schied, bemerkte: „in hervorragender Weise“. In der Bütt während der drei Galasitzungen im legendären Saal Pröbsting traten auf Heiko Bertelt als „Baron Münchhausen zu Reselage“ und dem Prolog, Josef Koch als „Nachtwächter“, Benno Goda als „Tankwart aus Dammensia“, Hans Mähler/Willi Enneking als „Muck & Trina“, Udo Klanke/Wolfgang Friemerding als „Zwei Spürnasen“, Hans Mähler/Heiko Bertelt als „Max und Moritz“ sowie zum Abschluss Hans-Georg Alten als „Antiquität“.
Ebenso tanzten unter der Choreographie von Susanne Heidkamp und Juliane Rump eine Funkengarde und ein Funkenkorps. Der neueste Dammer Carnevalsschlager von Günter Vormoor würdigte das Haus, in dem schon so viele närrische Feiern stattgefunden hatten mit „Ja, hier bei Pröbsting, bei Änne und Elisabeth, da ist es immer gemütlich und so nett, bei Wein und Töttchen“. Dazwischen gab’s jede Menge Dammer Carnevalslieder und sogar „Heil Dir, o Oldenburg“. Auf der Kindersitzung hieß allerdings in Anbetracht der umstrittenen Orientierungsstufe der große Hit: „Dann wird die OS geschlacht’.“

Bereits auf der Generalversammlung 1984 gehörte er als einer von elf Vorgeschlagenen zum Kreis der Anwärter: Schorsch Lacherdinger, der dann auf der 1. Galasitzung zum Prinzen Georg I. proklamiert wurde, im Hofstaat die Adjutanten Bernhard Heidkamp, Gerd Sandermann und den Hofnarren Walter Westerhoff. Bald darauf standen auch mit Thomas I. Lampe der Kinderprinz und dessen Hofstaat mit den Adjutanten Frank Osterhues, Martin Trimpe und dem Hofnarren Torsten Bußmann fest.
Die Umzüge fanden in der 371. Session der Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614 bei Temperaturen deutlich unter O° C und zeitweise recht kaltem Ostwind statt. Beliebte Umzugsthemen waren dabei die 1 1⁄2 Monate zuvor gelaufene Stadtdirektorenwahl mit der Respondek-Äußerung „Ich bin kein anschmiegsames Kätzchen“, das 50-jährige Jubiläum von Donald Duck, die heimische Schweinezucht und das Gülleproblem, der Prinz mit der bayrischen Herkunft und dem passenden Namen, der Sparkurs in der Politik, verschiedene Umwelt-Themen, speziell zum Dümmer. Angemeldet waren 148 Gruppen, darunter 20 Kapellen. Wie die angefügten Fotos belegen, gab es gegenüber dem Vorjahr wiederum einen erkennbaren Anstieg der Qualität in den Umzügen – einmal mehr Beleg für die hohe Kunstfertigkeit und lange Erfahrung der Dammer in Angelegenheiten des Wagenbaus.

Weiteres dazu in:
Stadt Damme/Heimat- und Verschönerungsverein „Oldenburgische Schweiz“ (Hg.): Damme. Die Stadt zwischen Wald und See, Damme, 2000, darin: Friemerding, Wolfgang: Tradition und Wandel. Dammer Fastnacht im jüngsten Vierteljahrhundert, S. 55-62



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