Jubiläen 2012 – So war der Dammer Carneval vor...


>> 100 Jahren (1912)

>> 75 Jahren (1937)

>> 50 Jahren (1962)

>> 25 Jahren (1987)



1912 – Dammer Carneval vor 100 Jahren:
Sehr späte Planung und ein Prinz ganz vergessen

Gleich die erste Planungssitzung für einen Umzug fiel ins Wasser: zu geringe Beteiligung, selbst Präsident Emil Timpe fehlte. Auf der nächsten Sitzung befand man den Vorschlag „Huldigung des Prinzen Carneval“ als Umzugsthema zwar für „sehr schön, aber zu weitschweifig“. Erst im dritten Anlauf am 31. Januar 1912 akzeptierten die versammelten Narren folgende Umzugsgruppen: I. Musik, II. Reitklub ((M.d.R.), III. Maul- und Klauenseuche, IV. Bohrgesellschaft, V. Flugmaschine“ sowie „eine weitere Gruppe“, die Beckmann und Schilgen stellen sollten, ebenfalls die Gruppe einer „Stammtischgesellschaft bei Droste“.
Da Protokollchef Hubert Butke für die nächste Sitzung kein Datum vermerkt, bleibt offen, wie eng die kurze, aber intensive Planungsphase gewesen sein könnte, zumal 1912 der Rosenmontagumzug schon am 15. Februar stattfand. So gestalteten die Herren Strothmeyer, Sellmann, Enker, Fr. Kleyböcker, M. Leiber die Reitklub-Gruppe, Fritz und Martin Börger, Timpe, Steinkamp, Vieth und Tepe diejenige zur Maul- und Klauenseuche, Kohake und R. Nordhoff eine zum Thema „Bohrgesellschaft“ und B. Leiber, Gillmann, B. Kleyböcker, Butke die Ballon-Gruppe. Den Ballon wollte man durch Johannes Vieth besorgen lassen. Die angekündigten weiteren Gruppen kamen demnach nicht zustande. Ebenfalls erwähnt das Protokoll mit keinem Wort die Wahl eines Prinzen.

Aus der Kürze der Planungszeit und der Menge der festgelegten Rollen und Themen ist bereits zu entnehmen, dass sich der Rosenmontagsumzug eher als teilweise kostümierter Zug von Kneipe zu Kneipe gestaltete. Immerhin fand die Fastnachtszeitung, die manches Lokalereignis, aber auch die Themen der Umzugsgruppen aufgriff, reißenden Absatz, denn die Carnevalsgesellschaft verkaufte stattliche 579 Exemplare.
Die im 44. Jahrgang erscheinende Fastnachtszeitung hatte einen neuen „Kopf“ erhalten und kuriserte nun mit den Untertitel „Haverbecker Courier“ und „Ossenbecker Volksfreund“. Zudem verstand sie sich als „kritischsatyrisches Organ für das südoldenburgische Münsterland und die angrenzenden Kreise“. Letzteres ist bis heute so geblieben.

Motive / Inhalte aus der Fastnachtszeitung 1912

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1937 – Dammer Carneval vor 75 Jahren:
„Einleuchtendes Motto „Kerls, seid fidel!“

Letztmalig gab es 1937 nur einen Prinzen, d. h. noch war der Kinderprinz im närrischen Ablauf nicht vorgesehen. Se. Tollität hieß in diesem Jahr Hubert I. Wöbkenberg. Der Regent des „Alten Volks von Damme“ kam damit erstmalig aus Reselage und bewies, dass der Carneval zunehmend auch von den Dammer Bauerschaften angenommen und praktiziert wurde. Das zeigte sich ebenso beim Hofstaat, denn die Adjutanten Martin Trimpe und Engelbert Mählmeyer stammten aus Greven, der Hofnarr Heinrich Trimpe-Lampe aus Sierhausen.
Siebzehn Wagen, Gruppen, Kapellen und Einzeldarsteller bildeten den Umzug, der sehr von zeittypischen Themen des Dritten Reichs geprägt war. Die Dammer „Viehverteiler“ (wie die im Reichsnährstand gleichgeschalteten Viehhändler vom herrschenden Regime genannt wurden) beteiligten sich an der NS-„Erzeugungsschlacht“, indem sie einen Zeppelin als Lufttransporter für das heimische Vieh zur Kölner Viehbörse vorführten.
Die Ernährungslage des deutschen Volkes sollte – in der Umsetzung einer anderen Gruppe - mit „Südoldenburger Südfrüchten“ gesichert werden. Der Reichsluftschutzbund präsentierte seinen „bombensicheren Luftschutzkeller“. Der „letzte Meckerer wird abgeführt“ verkündete ein Darsteller drohend, während ein anderer betonte: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts“ und ein dritter der NS-Kampagne „Kampf dem Verderb“ durch das Sammeln von Schweineborsten entgegenkommen wollte.


Selbst die Berliner Olympiade des vergangenen Jahres fand mit einer „Miß Olympia“ ihren Niederschlag. Weitere enthielten sich der politischen Themen durch die Gestaltung des „Münchner Kindls“, einer „Grotesken Familie“ oder eines „Treuen Husars mit seinem Mädchen“. Den Schlusspunkt setzte Präsident Josef Stromann selbst mit saurem Hering, Kater und Aschenbecher voller Kippen auf einer Schubkarre als „Das Ende vom Lied“.




Die Hofburg befand sich in der traditionsgeprägten „Centralhalle“ bei Kessen-Wiegel am „Natten Timpen“. Dort traf man sich vor dem Rosenmontag zu zahlreichen Vorbereitungssitzungen. Bemerkenswert auf diesen Sitzungen: Das „Dammer Trio“, die oftmals aufgetretene Musikbegleitung, war mittlerweile auf zehn Mann zur „närrischen Hofkapelle“ angewachsen. Reklamefahrten für den Rosenmontagsumzug beschlossen die versammelten Mitglieder.
Ebenfalls regelte die Carnevalsgesellschaft, nachdem auch Se. Tollität ein neues Kostüm aus Köln (mit Kölner Wappen!) erhalten hatte, den sonstigen Kostümverkauf für alle Narren durch „Propagandaminister“ Franz Hellmann. Neben den organisatorischen Aufgaben hatten solche Sitzungen jedoch auch einen vergnüglichen Charakter, denn es wurde viel närrisches Liedgut gesungen und einige Narren hatten jeweils kleine Büttenreden oder sonstige lustige Einlagen vorbereitet.

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1962 - Dammer Carneval vor 50 Jahren:
Sturmflutkatastrope verhinderte Umzüge

Es hatte alles so hoffnungsvoll angefangen: Nach dem Sessionsmotto „Die Narrenkappe ist der beste Hut“ hatte 1962 Emil I. Schröder den Prinzenthron erklommen und den Vorjahresprinzen BAM alias Hans Mähler zum Hofnarren gemacht, dagegen Josef Moormann und Benno Goda zu Adjutanten erkoren. Die neue Tollität erfreute sich in Damme außerordentlicher Beliebtheit, da Prinz Emil zu dieser Zeit Vorsitzender des Sportvereins Rotweiß Damme und als Wirt und Kinobesitzer ohnehin allen Dammern bestens bekannt war. Er pflegte sogar neben dem offiziellen sein eigenes Prinzenmotto, das da lautete: „Ein dreimal Hoch dem Lederball / Und unserm Prinzen Carneval!“
Die Galasitzungen und der Prinzenball verliefen demgemäß mit dem nötigen sportlichen Schwung, und man sah den beiden Umzugstagen gespannt entgegen. Doch eine Woche vor diesen närrischen Höhepunkten schlug das Schicksal unerbittlich zu: Eine Sturmflut brach in Hamburg die Deiche, so dass Vororte überflutet und dabei 315 Tote zu beklagen waren. Kurz zuvor forderte ein Grubenunglück in Völklingen mit 299 fast ebenso viele Opfer. Daraufhin sagten die Dammer Narren – wie übrigens viele andere Carnevalshochburgen in Deutschland – ihre Umzüge und auch alle anderen Feierlichkeiten ab.


Mit einem zeitlichen Abstand von acht Monaten beging man dann etwas aufwändiger die Bildnis-Aufhängung Sr. Tollität in der „nördlichsten Hofburg“, dem Hotel Mähler, seinerzeit betrieben von Alfred Meyer, genannt „Meyer III“, denn zwei Gaststätten von Wirten mit Namen Meyer gab es bereits vor ihm. Damit schließlich doch noch ein immerhin abendlicher Umzug stattfand, hatte Se. Tollität Emil zunächst sein Bildnis „vergessen“, so dass Hofstaat, Elferrat, Kolpingorchester und illustre Gäste zweimal an diesem Abend die Große Straße rauf und runter zogen.

Bei den Kindern gab es in diesem Jahr etwas Neues: natürlich den Kinderprinzen, für den sich Wolfgang II. Rüschendorf nach hartem Wahlkampf gegen seinen Mitbewerber Robert Meyer durchgesetzt hatte. Der Hofstaat des zweiten Wolfgangs in Folge bestand aus Horst Kaul und Josef Bley als Adjutanten sowie Heinz Enneking als Hofnarren.
Doch die eigentliche Neuerung war eine eigene Carnevalssitzung für Kinder. Der vom Elferrat bestimmte Kindervater Hans Fortmann ließ sie im Dammer Kolpinghaus bei zahlreichen Besuchern ansetzen. In der Bütt und auf der Bühne erschienen als Akteure nun fast ausschließlich Kinder.
Diese Tradition feiert also 2012 ebenfalls ihr Fünfzigjähriges.

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1987 - Dammer Carneval vor 25 Jahren:
Zwei Martins als Prinzen – bisher einmalig!

Das hatte die Dammer Narrenwelt noch nicht erlebt, dass beide Prinzen den gleichen Vornamen trugen – und auch jeweils die ersten in der Zählung der närrischen Herrscher waren. 1987 wurde es möglich. Die „große“ Tollität Martin I. Koch verkündete bei der Inthronisation unmissverständlich: „Uns Köche wollen sie einfach immer wieder haben.“ So war denn auch mit Heiner Koch einer seiner Adjutanten schon einmal Prinz gewesen, waren’s sein eigener Vater sowie im Lauf der Jahrzehnte diverse Onkel und Vettern. Als zweiten Adjutanten wählte Martin sich Gregor Pille, als Hofnarren Hans Moormann.
Der Kinderprinz Martin I. Meyer konnte allenfalls kraft seines häufig vorkommenden Nachnamens auf mancherlei närrisch verwandte Würdenträger verweisen. Er war zudem das erste Mal im Lauf der Dammer Carnevalsgeschichte nicht mehr gewählt, sondern gekürt worden. Denn ein Beschluss der vorhergehenden Generalversammlung lautete, dass dies der Fall sein sollte, wenn sich bis sieben Tage vor der Proklamation keine Bewerber zur Wahl stellten, wie es bis dato üblich war. Maik Bruns und Thomas Schulenberg als Adjutanten, Thomas Wolf als Hofnarr vervollständigten Martins Hofstaat.


In der Bütt brillierten Heiko Bertelt, Benno Goda jr., Gerd Nyhuis und Willi Enneking, Hans-Georg Alten, Josef Koch, Wolfgang Friemerding, Ulrich Enneking und Dr. Ernst Vesterlund, während Hermann Düvel den Carnevalsschlager 1987 schmetterte, aber auch Günther Vormoor und Gerd Nyhuis den Song „Du hast ’nen Sockenschuss“ trällerten. Auf allen närrischen Veranstaltungen vertrat Vizepräsident Rudi Bell schwungvoll den sessionsweise ins innere Exil gegangenen Präsidenten Fritz Enneking.



Die explosive Entwicklung bei den Umzügen schritt weiter voran. 1987 meldeten sich allein 143 Wagen und Gruppen für die beiden Umzüge an. Siebzehn Spielmannszüge vervollständigten diese Menge an Wagen, die zudem gegenüber den Vorjahren wiederum an Qualität zugenommen hatte. Häufig gestaltetes und variiertes Thema war der Schlager „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“, während ansonsten Umwelt-Themen mehrfach auffielen, namentlich Bezüge zum seinerzeit intensiv diskutierten Katalysator. Die Bilanz konnte sich sehen lassen, denn die Preisrichterkommission verlieh 17 Sonderpreise, 42 erste, 39 zweite und 27 dritte Preise.
Die Fastnachtszeitung war in ihrer 119. Ausgabe mittlerweile sechsseitig geworden. Erstmals füllten allein die Prinzenaufrufe mit den Ordensverleihungen sowie das Umzugsprogramm jeweils eine ganze Seite. Ansonsten konnten darin die „üblichen Verdächtigen“ kräftig durch den Kakao gezogen werden. Natürlich bestätigte das „Centralorgan des Narrenreichs Dammensia“ das Sessionsmotto „Es ist der Weisheit letzter Schluss, dass sie der Narr behüten muss“ in vollem Umfang.



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