Jubiläen 2014 – So war der Dammer Carneval vor...


>> 100 Jahren (1914)

>> 75 Jahren (1939)

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>> 25 Jahren (1989)



Dammer Carneval 1914: die 300. Session
Prinz „Karl der Große“ verdrängt Jubiläum


Die Generalversammlung für die 300. Session fand verspätet am 7. Januar 1914 natürlich bei Gillmann (Hotel Mähler) statt. Zum Präsidenten wird Franz Kleyböcker, zum Vizepräsidenten Fritz Clausing, zum Schriftführer Bernhard Ruske, zum Kassierer Wilhelm Gillmann gewählt. 17 Mitglieder waren erschienen. Den Jahresbeitrag legt man auf 50 Pfg. fest und nimmt fünf neue Mitglieder auf. Für die Beschaffung der Musik erklärt die Versammlung den Hofburgwirt Fritz Bollmann zuständig. Der soll auch närrische Kopfbedeckungen anschaffen und zum Selbstkostenpreis an die jeweils versammelten Narren abgeben. Wilhelm Sellmann beantragt, in die Reihe der Hofburgwirte neu aufgenommen zu werden. Das wird genehmigt. Zum Prinzen wählt man Karl Zumstrull. Bei den folgenden vorbereitenden Arbeits-Sitzungen benennt die Tollität als zwei Adjutanten Schillmöller und Franz Droste. Ebenfalls soll wieder ein Maskenball als Eröffnungsball am Sonntag abgehalten werden. Ideen für den Umzug schälen sich im Laufe der kommenden Sitzungen gemäß dem beigefügten Umzugsprogramm heraus. Von diesem Umzug ist kein Foto erhalten, auch nicht von der Kutsche Sr. Tollität, der in der Fastnachtszeitung als „Karl der Große“ oder lateinisch „Carolus Maximus“ tituliert wird, weil er offenbar hoch aufgeschossen war. Bei der „Schlußsitzung“ am Mittwoch (25.02.1914) nach Rosenmontag in der Hofburg Bollmann werden 49 Mitglieder der Carnevalsgesellschaft namentlich aufgeführt, acht davon sind seit der Generalversammlung neu beigetreten.
In der Schlussrechnung sind u.a. Einnahmen aufgeführt aus dem Verkauf der „Fastnachtszeitung“ mit 149,80 RM (je Ex. 20 Pfg.; Auflage also mindestens 750). Die amerikanische Versteigerung der letzten „Fastnachtszeitung“ bringt 14,30 RM. An Ausgaben finden sich 18 RM für Kapellmeister Freking mit seinen fünf Musikern beim Eröffnungsball, an einen Komiker Albers für die letzte Arbeitssitzung 28,60 RM (inklusive Anreisekosten!), für den Druck der „Fastnachtszeitung“ 63 RM. Der Prinz erhält einen Zuschuss von 10 RM (!). Ansonsten werden die von der Gesellschaft beauftragten vier Umzugs-Gruppen für die Gestaltung mit Beträgen zwischen 28 und 3 RM unterstützt. Man beschließt für 1915, die Fastnachtszeitung bereits sonntags mit dem Umzugsprogramm herauszugeben, ebenso sollen vier von der Carnevalsgesellschaft beauftragte Verantwortliche die Umzugsgruppen leiten und managen. Doch dazu kommt es nicht, denn während des Ersten Weltkriegs sowie 1919 ruhten die närrischen Aktivitäten. Das Bemerkenswerte am Jahr 1914 ist, dass niemand sich des Jubiläumsjahrs bewusst ist. Stattdessen knüpfen die Dammer Narren an das 1100. Todesjahr Karls des Großen an (s. „Fastnachtszeitungs“-Kopf) – allerdings nur wegen ihres hochgewachsenen Prinzen Karl Zumstrull. Der Grund für diese Nichtbeachtung liegt entweder darin, dass sich die Carnevalsgesellschaft unter dieser Bezeichnung und in neuer Form erst 1868/69 formiert hatte und die vorhergehenden Jahrhunderte gering schätzte, oder darin, dass die Fahne mit dem aufschlussreichen „Anno 1614“ einige Jahrzehnte verschollen war. Protokollarisch taucht sie zumindest bis 1934 nie auf.






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Dammer Carneval vor 75 Jahren: die 325. Session
Der Dammer Carneval angeblich 6000 Jahre alt

Auch 1939 waren sich die Dammer Gesellschafts-Carnevalisten eines Jubiläums nicht bewusst, obwohl die wieder aufgefundene Fahne seit der Neuorientierung 1933/34 auf den Veranstaltungen präsent war. Vorbereitungen für die mittlerweile zwei Umzüge trafen die Mitglieder auf den üblichen Mittwochssitzungen, die teils Arbeit, teils Vergnügen mit humoristischen Einlagen waren. Mit Theodor Koch kam in diesem Jahr der Prinz aus dem bekannten Umfeld, zumal er sich Karl Koch und Josef Klostermann als Adjutanten sowie Heinz Nordhoff zum Hofnarren erkor. Unter dem Motto „Narren, Helau! Alles kornblumenblau!“ wollte man den 1939-er Carneval feiern. Offenbar übernahmen selbst die Kinder, die in diesem Jahr immerhin drei Sitzungen abhielten, das zugehörige Lied, denn die Eröffnung erfolgte mit „Kornblumenblau“ und setzte sich mit „Kerls, seid fidel“ und „Es tönet Bellenklingen“ fort. Dabei inthronisierte Präsident Johannes Stuntebeck jun. die neue Kinderprinzen-Tollität mit Günther I. Wedemeyer. Beim Hofstaat ergaben sich nur leichte Veränderungen, denn Robert Butke tauschte seinen letztjährigen Posten als Adjutant mit Ludwig Neuhardt und wurde Hofnarr, während für den vorjährigen Paul Oevermann nun Clemens Honkomp als 2. Adjutant fungierte. Ab diesem Jahr mussten die Gruppen für den Kindercarneval und Rosenmontag beim Präsidenten Josef Stromann angemeldet werden. Heimatschriftsteller Alwin Schomaker führte derweil die laufenden Dümmerausgrabungen als Beleg dafür an, dass in Damme doch schon „annähernd sechstausend Jahre Carneval gefeiert“ werde, zunächst „sippenweise“, später im „Zusammenschluss der Sippen und Nachbarschaften“ – ganz im Sinne des NS-Zeitgeistes. Fünf Bälle mit 1200 Besuchern fanden in verschiedenen Sälen am Sonntag statt, der in diesem Sinne erstmals „Karnevalsheiligabend“ genannt wurde. Ganze 21 Gruppen bot der Rosenmontagsumzug, inklusive eines Musikkorps des Infanterieregiments 37, der Fahne und zweier Prinzenwagen. Die Themen waren sehr auf lokale Begebenheiten bezogen, darunter zeittypische Diffamierungen wie der „Auszug der Juden und ihre letzte Habe“, der KdF-Wagen und eine Gruppe RAD-Männer. Auf einer Abschluss-Sitzung am 25. Februar beschloss man, ganz im Sinne der NSDAP: „Als Marschmusik [Anm.: für die Umzüge] soll in Zukunft nur noch Militärmusik in Frage kommen.“ Die letzte Fastnachtszeitung erbrachte 16,50 RM. Die ordnungsgemäße Abrechnung für 1938/39 belief sich auf Einnahmen und Ausgaben von je 1875,85 RM. Ansonsten sahen die Carnevalisten einem erneuten Fußballspiel gegen den RAD „am kommenden Sonntag“ zugunsten des WHW (Winterhilfswerks) getrost entgegen. Danach ruhten angesichts des Kriegsbeginns im September die Aktivitäten der Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614.




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Dammer Carneval vor 50 Jahren: die 350. Session
"Die schönste Fastnachtsfeier, die Damme je gesehen hat"

Im Bewusstsein der langen Tradition hatten sich die Narren der Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614 das Motto „Wir, das alte Volk von Damme“ gewählt. So verfuhr man auf den Galasitzungen nach dem Prinzip des Wechsels von Büttenreden und Gesang. 1964 lag das Verhältnis 11 zu 12, wobei das eigene närrische Liedgut noch lange nicht ausgeschöpft war. Dafür sorgte schon lange Küster und Musiker Willy Droste, der alljährlich ein neues Carnevalslied komponierte. Die Büttenredner bildeten seit den 1950-er Jahren einen festen Stamm. Dazu zählten die Gebrüder Heinz und Rudi Bell bzw. Heini und Robert („Macka“) Butke, Dr. Heinrich zu Höne, Mans Büld, Willy Enneking, Josef („Muti“) Biestmann, Willibald Lübben, Heinrich Ekelmann, Bernhard Meyerrose und Benno Leiber. Zum Prinzen hatten die Kürväter Otto Pass und Franz Hellmann den Rechtsanwalt Fritz Enneking als Friedrich II. ausgewählt. Als Adjutanten erkor sich dieser Paul Wöhrmann und Günther Dorfmüller, allerdings keinen Hofnarren, sondern einen Hofmarschall mit Hubert Kreuzkamp. Kindervater Hans Fortmann hingegen proklamierte nach intensivem Wahlkampf auf dem Platz vor dem St.-Viktor-Dom Hubert I. Kessing als Kinderprinzen, Thomas Butke sowie Heiner Enker als dessen Adjutanten und Siegbert Schomaker als Hofnarrn. Ein Aufruf an alle Einwohner der Gemeinde Damme, unterzeichnet von Bürgermeister Heinrich Wolking und Präsident Josef Stromann, forderte am 2. Januar 1964 die Dammer dazu auf, die „schönste Fastnachtsfeier, die Damme je gesehen hat“, auszurichten. Der Sonntagsumzug war einzig den Kindern vorbehalten. Im Rosenmontagsumzug starteten tatsächlich 75 Wagen und Gruppen, wohingegen es in den Jahren seit 1949 meist um die 30 oder 40 gewesen waren. Beteiligt hatten sich weit über das übliche Maß hinaus auffallend viele Bauerschaften oder Ortsteile, ganz wie erhofft. Auch von den Schulen kamen verblüffend viele Gruppen. Das Themenspektrum der Umzugsgruppen ließ deutlich erkennen, wie sehr sich alle Teilnehmer der Besonderheit des Jubiläums bewusst waren, denn der größte Teil der Wagenbauer griff auf die reichhaltige Geschichte Dammes zurück, nicht nur auf das natürlich häufig vertretene Jahr 1614, sondern auf alle Lebensbereiche und Epochen der lokalen Entwicklung. Den Kinderumzug beherrschten natürlich die bisher schon gern gestalteten Themen um Märchen, Sagen und die Schule. Ansonsten gab es Rosenmontag wenige Anspielungen auf die Gemeindepolitik, einige auf die Bundespolitik des „Maßhalte“-Kanzlers Ludwig Erhard und bereits zwei Wagen zur EWG. Sechzehn der Umzugsnummern waren Musikkapellen, ein seinerzeit übliches Verhältnis an Musikgruppe zur Gesamtzahl der Meldungen. Das Ergebnis aus Sicht der Preisrichterkommission war ungewöhnlich und wahrhaft jubiläumsmäßig: Neun Sonderpreise (so viele wie bisher noch nie!), 17 erste, 15 zweite und elf dritte Preise gab es für diese „schönste Fastnachtsfeier, die Damme je gesehen hat“, mit dem einzigartigen Jubiläumsorden an die Gruppen zu verteilen. Den Orden hatte der Arzt und Künstler Dr. Paul Kockelmann entworfen. Steigerungen in den beiden Umzügen schienen aus dieser Perspektive nicht mehr vorstellbar. Natürlich wissen wir 50 Jahre später, dass eine Verdreifachung der Anmeldungen bis zur Jahrtausendwende erfolgte – eine Steigerung, die keineswegs nur quantitativ war.


Kinderprinzenproklamation 1964 auf dem Kirchplatz vor St. Viktor, vor Bäckerei und Café Ricking v. l.: Adjutant Thomas Butke, Elferrat Siegbert Rump, Kinderprinz Hubert I. Kessing, Adjutant Heiner Enker, Kindervater Hans Fortmann, Hofnarr Siegbert Schomaker






Übergabe der Stadtschlüssel von Bürgermeister Heinrich Wolking an Prinz Friedrich II. (Fritz) Enneking 1964 auf der Tribüne vor Schilgen, Einmündung Garten- in Große Straße; v. l. Hofmarschall Hubert Kreuzkamp, Adjutant Günther Dorfmüller, Bürgermeister Heinrich Wolking, Prinz Friedrich II. Enneking, Präsident Josef Stromann, Adjutant Paul Wöhrmann, unbek., Heimatdichterin Elisabeth Reinke




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Dammer Carneval 1989: die 375. Session
Vermeintlicher Rekord mit 186 Wagen und Gruppen

Zum Motto bestimmte der Elferrat die „wunderbare Fastnachtszeit“ und Präsident Fritz Enneking fand während der Feierlichkeiten sogar, die Session sei „ein einziger Rausch“. So war schon einiges ungewöhnlich: Beispielsweise die Rekordzahl von 186 gemeldeten Wagen und Gruppen, so viel, wie noch „nie durch die Straßen der altehrwürdigen Residenzstadt“ gezogen waren. Dass diese Zahl in den Folgejahren ständig gesteigert wurde und schließlich sogar ausgebremst werden musste, hielt kaum jemand für möglich. Ebenso konnte eine Tollität das „eherne Gesetz“ durchbrechen, dass die Prinzenvorschläge auf der Generalversammlung niemals ins Schwarze treffen. Denn unter den sechs Vorgeschlagenen befand sich auch Heiner Enker, der als Heinrich VII. mit Hofnarr Norbert Schaper sowie den Adjutanten Alfred Feseck und Claus Böckmann in der 375. Jubiläumssession das Dammer Narrenvolk regierte. Enker erledigte solchermaßen 1989 gleich zwei Jubiläen, denn sein Geschäft bestand bis dato bereits 150 Jahre. Ihm folgte in die Herrscherwürde nach der dritten Galasitzung Kinderprinz Theodor I. Koch, der schon rein familiär in die Jubiläumsreihe passte, denn sein gleichnamiger Großvater war 50, sein Vater Josef 20 Jahre zuvor regierende Tollität in Dammensia gewesen. Ulf Schiller als Hofnarr sowie Dirk Enneking und Tobias Maue vervollständigten Theos Hofstaat. Heiß begehrt war natürlich der Jubiläumsorden, dessen Entwurf von Wolfgang Friemerding stammte. Die Preisrichterkommission unter Leitung von Günther Zerhusen verteilte 34 Sonderpreise, 40 erste, 46 zweite und 44 dritte Preise, woraufhin das Protokoll angesichts der erwartungsvollen Besucher bei der Urkunden- und Ordensverleihung von einer „fast chaotischen Fülle“ sprach. Übrigens hieß es auch vom Gänsemarsch, dass er „alle Rekorde gebrochen“ habe, denn die festgestellten 120 Teilnehmer hatte Damme bis dahin noch nie durch den Ort und zur Hofburg Sellmann-Knabe ziehen sehen. Was niemand ahnte: In den Folgejahren steigerte sich der Gänsemarsch-Besuch ständig weiter und erreichte mitunter die doppelte Zahl. Dafür war dann wohl beim 1989 sehr schwach besetzten „Jammerkaffee“ im Saal Pröbsting bei den meisten „die Luft raus“. Immerhin kommt das Protokoll der 375. Jubel-Session zu dem Schluss, dass „alljährlich in der Republik hinter den Bergen eine der größten, ansteckendsten und fröhlichsten Volksbewegungen in Gang gesetzt“ werde, „wie sie in Norddeutschland sonst nicht vorhanden“ sei.


Prinzenbildaufhängung am 11.11.1989 in der Kanzlei des Präsidenten (Blechhotel), vorn v.l. Bürovorsteher Franz-Josef Thobe, Prinz Heinrich VII. Enker, Heiko Bertelt (sitzend), Präsident Fritz Enneking, Elferräte Benno Goda sen., Heinz Holtvogt, Walther Stuntebeck; dahinter v.l. Elferräte Heinz Schmiesing, Georg Lacherdinger, Wolfgang Friemerding, Hofnarr Norbert Schaper, Adjutanten Alfred Feseck, Claus Böckmann






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