Jubiläen 2024 – So war der Dammer Carneval vor...


>> 100 Jahren (1924)

>> 75 Jahren (1949)

>> 50 Jahren (1974)

>> 25 Jahren (1999)



Dammer Carneval vor 100 Jahren:
Fastnachtszeitungs-Ausgabe ist „Landesverrat“

Die Umzüge waren schon seit 1922 wegen der politischen und wirtschaftlichen Instabilität verboten, aber die Dammer feierten ihren Carneval trotzdem – wenn auch stark reduziert. Tatsächlich fand sich mit Fritz Enneking sen. ein Prinz, der am Rosenmontag „die Fahr- und Reitschule einen offiziellen Ritt durch die Residenz“ machen ließ, obwohl auf der vorbereitenden Sitzung gerade einmal 13 Narren anwesend waren. Tatsächlich fand denn am Rosenmontag wenig närrisches Treiben statt.

Entsetzen herrschte jedoch auf der Schluss-Sitzung am 5. März, denn Präsident Kleyböcker stellte fest, dass die erschienene „Fastnachtszeitung weder vom Vorstand noch vom Präsidenten noch von der Redaktion noch von den Adjutanten noch von einem Mitglied der Gesellschaft herausgegeben, ...somit Landesverrat begangen worden“ sei. Nicht einmal die Tollität „Fridericus“, dessen Aufruf mit manchem Verweis auf den „echten Enneking“ auf S. 1 zu lesen war, wusste etwas. Die Verfasser und Auftraggeber wurden offiziell nie festgestellt. Die Herstellung erfolgte auch nicht bei Vieth in Damme – wie sonst üblich –, sondern in der „Buchdruckerei der Osnabrücker Volkszeitung“. Nach der heftigen Inflation in den Jahren zuvor war man allerdings froh, dass die „Fastnachtzeitung“ begehrt und für 50 Pfennig zu haben war.
Alles in allem war die verkorkste Session 1924 ein letztes Aufbäumen närrischer Ausprägung Dammer Art, denn ab nun herrschte offizielle Funkstille bis zur Wiedererweckung im Jahr 1933.


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Dammer Fastnacht vor fünfundsiebzig Jahren:
Mit dem neuen Lied „In Damme ist heut‘ Carneval“ wird’s 1949 endlich wieder närrisch

Der Zweite Weltkrieg und die Jahre der Entbehrung danach ließen an Carnevalfeiern gar nicht denken. Erst nach der Währungsreform 1948 und dem Ende von Inflation, dem Schwarzmarkt- und Naturalien-Tauschhandel wagten Dammer Narren wieder eine Generalversammlung einzuberufen. Die Zwölfe jedoch, die am „Dritten Weihnachtstag“ 1948 erschienen waren, hatten keine einstimmige Meinung zur Wiederaufnahme des Carnevals, denn es gab nicht nur finanzielle, sondern andere große Probleme vor Ort, vor allem die drückende Wohnungsnot wegen des Zustroms von (bis dahin) rund 3600 Flüchtlingen sowie die daraus resultierenden Versorgungsengpässe, zudem großen Mangel an Arbeitsplätzen.

Am Ende entschlossen sie sich doch für den Wiederbeginn, bestätigt durch die daraufhin einsetzende Begeisterung der Dammer Bevölkerung, so dass der erste Nachkriegs-Carneval ein beachtlicher Erfolg wurde – weiterhin angeführt von Präsident Josef Stromann und einem „Vorkriegs-Rumpfelferrat“ mit Wilhelm Mähler, Franz Hellmann, Heini und Hubert Butke. Der Ablauf blieb wie bis 1939 üblich, da die Mitglieder sich nicht wie einst als elitärer Club, sondern als Volksbewegung verstanden, d.h. sie ließen alle interessierten Gruppen an den Umzügen teilnehmen, die mit eigenen Themen und Ideen zur Gestaltung Vielfalt zeigen wollten. Zusätzlich aktivierten sie unter Anleitung durch ihre Lehrer ganze Schulklassen, kostümiert am sonntäglichen Umzug teilzunehmen, der für viele Jahre nur den Kindern vorbehalten war.

Zum Nachkriegs-Kinderprinzen wählte das närrische Jungvolk aus einer traditionsreichen Familie Hans Mähler, dessen Großvater schon 1869 zu den Gründervätern gehörte. Ihm zur Seite standen die Adjutanten Manfred Mohr und Heinz Ahrensfischer sowie Hofnarr Willy Enneking. Auch der Prinz der Erwachsenen wurde seinerzeit von der Generalversammlung noch öffentlich gewählt. Zum Zeichen des Neuanfangs bestimmten die Anwesenden den erst ein halbes Jahr zuvor aus Kriegsgefangenschaft entlassenen Siegbert Rump mit 21 Jahren zur ersten Nachkriegs-Tollität, der nun Clemens Honkomp und Rudi Bell zu seinen Adjutanten, Robert Butke aber zum Hofnarrn machte. Dass Rudi Bell und Robert Butke („Macka“) genauso wie Siegbert Rump auch in den folgenden Jahrzehnten zu unverzichtbaren Größen im Dammer Carneval würden, konnte man damals bestenfalls ahnen.
Das Motto der 335. Session lautete: „Damme ist schön, Damme ist wunderschön!“ Denn das war auch der Titel eines frisch komponierten Liedes von Hofmusikus Hermann Kloss. Der schuf wiederum gleich einen zweiten närrischen Evergreen mit „In Damme ist heut‘ Carneval“ und traf mit diesem Ohrwurm Herz und Seele der Dammer Närrinnen und Narren bis heute.
Die angemeldeten 21 Wagen und Gruppen, abgesehen von den bunt kostümierten und thematisch gemischten Pulks von Kindern, bewiesen, dass der Wunsch, nach Krieg und Not wieder ausgelassen zu feiern, verbreitet war. Zeitgemäße Themen zu den Einschränkungen durch die Besatzungsmacht Großbritannien und die Zeichen von Wohnungsnot und Versorgungs-Engpässen griffen manche Gruppen in satirisch-humorvoller Weise auf – auch wenn mitunter die Ausstattung der Wagen dem Mangel der Zeit geschuldet war. Doch neben ganz pfiffigen Ideen tauchte dann in den Umzügen auch manches Requisit aus der Vorkriegszeit wieder auf. Die Schwester Erna des Prinzen übrigens, die ihn mit seinem Hofstaat ständig begleitete, betonte auch in späteren Jahren gern, dass sie „drei Wochen kaum zum Schlafen gekommen“ seien und ständig durchgefeiert hätten.



 



 

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Dammer Carneval vor fünfzig Jahren, 1974:
Prinz Günther macht Dammer zu „Weltmeistern des Frohsinns“

Obwohl das Sessions-Motto „Nicht zu wenig, nicht zu viel: Fastnacht im Altdammer Stil“ hieß, war die Narrenschar im Jahr der Fußballweltmeisterschaft auf das Carnevals-Maximum eingestellt. Passenderweise hatten die Kürväter den Vorsitzenden Günther Zerhusen von Rotweiß Damme zum Prinzen auserwählt, hofnärrisch unterstützt von seinem Stellvertreter Franz-Josef Böckmann, dem Eierkarton-Grossisten Arnold Schmutte und dem Schach-Großmeister Bernard Leiber als Adjutanten. Prinz Günther I. versprach nicht nur den Dammern „Weltmeister des Frohsinns“ zu werden, sondern auch die leeren Kassen der Gemeinde „mit Frohsinn zu füllen“.

Das honorierten 117 angemeldete Wagen und Gruppen, von denen Protokollchef Emil Schröder laut Niederschrift annahm, dass die „Vielzahl an Wagen und Gruppen… wohl kaum noch zu überbieten“ sei. Doch da irrte er, denn bis zur Festlegung einer Obergrenze 2007 sollte sich deren Zahl mehr als verdoppeln. Das beherrschende Thema im Rosenmontagsumzug war die allgegenwärtige Ölkrise, von 15 Gruppen gestaltet. Danach folgte sechsmal die Bildungsmisere und viermal der Aufstieg des Günther Zerhusen aus der Tiefe des Bergwerks zum Rotweiß-Vorsitzenden und Ratsherrn. Der Start erfolgte beim Sammelplatz vor der alten Schule an der Gartenstraße, und es war noch möglich, den Umzug sich auf der Kalistraße (heute Lindenstraße) „überrollen“ zu lassen. Da der Sonntagsumzug nur den Kindern vorbehalten war, blieb dessen Strecke ohne ein „Überrollen“ kürzer als diejenige montags.


Auch beim Kinderprinzen gab es eine einmalige Besonderheit. Helmut I. Horn stammte nämlich ebenso wie sein Hofnarr Jan Baranowski und sein Adjutant Jan Pacek aus dem Kinderheim St. Antoniusstift. Da blieb Franz-Odo Rohe als befreundeter „Externer“ eine exquisite Minderheit. Seinerzeit war es üblich, den Kinderprinzen von der Dammer Jugend in offener Wahl auf dem Kirchplatz zu St. Viktor bestimmen zu lassen, wobei sich im Laufe der Jahre immer wieder zeigte, dass derjenige Kandidat gewann, der die damals beachtliche Zahl an Heimkindern hinter sich bringen konnte. 1974 war das für Prinz Helmut also ein leichtes Spiel.

Die Hofburg der 360. Session hieß Sellmann-Knabe mit der legendären Wirtin „Tuta“, während der Gänsemarsch noch durch manche Dammer Haushalte ging und seinen Abschluss in „Pattken“ Gastwirtschaft von Alfred Meyer fand. Die Menge der Teilnehmer war demnach noch sehr überschaubar und keineswegs mit den Hunderten heutzutage vergleichbar. Die Ehren- und Preisrichter-Tribüne stand 1974 vor dem „Blechhotel“, das gleichzeitig Kanzlei des Präsidenten Fritz Enneking und damit Ort des Rosenmontags-Empfangs war.

Heinz Holtvogt als Verbindungsmann zu den Schulen und Georg Lacherdinger als Vermittler zur Gemeindeverwaltung wurden neu in den Elferrat aufgenommen, während sich Heinz Bell und Georg Assmann als Inaktive zurückzogen.

Eine weitere Personalie ist noch erwähnenswert, denn Kaplan Heinrich Glosemeyer trat erstmalig in der Bütt bei den Galasitzungen auf und entfachte über die folgenden Jahre mit seinen Vorträgen stürmische Begeisterung.







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Dammer Carneval vor 25 Jahren:
Dammensia erhält endlich ein Narrendenkmal

Bemerkenswerte Besonderheiten und Neuerungen kennzeichnen die 385. Session des Dammer Carnevals. Die erste stellte sich schon im Sommer 1999 heraus, als der bewährte Saalbetrieb Pröbsting, den die Carnevalsgesellschaft seit 1955 alljährlich genutzt hatte, abgerissen wurde. Die fieberhafte Suche nach einem Saal, der vergleichbar war, blieb zunächst ergebnislos. Erst als die seinerzeitige Besitzerin der Reithalle Neuenwalde der Carnevalsgesellschaft anbot, diese für Sitzungen und Bälle zu nutzen, begann die äußerst aufwändige Planung und Umsetzung, hier ein angemessenes Ambiente zu schaffen.

Dieser Aufwand war allerdings am Ende so groß, dass sich der Elferrat trotz erfolgreicher Durchführung in Neuenwalde schon bald im Klaren war, dass eine zweite Reithallen-Session nicht realistisch war. Insofern blieb diese im Lauf der Geschichte des Dammer Carnevals etwas Einzigartiges. Immerhin wollte der Elferrat den Närrinnen und Narren etwas Beständiges bieten, getreu dem Sessionsmotto: „Wer die Fastnacht hier geseh’n, möchte nie von Damme geh’n.“

Die nächste Besonderheit und Neuerung stellte sich dann auf der ersten Galasitzung heraus: Erstmals in unserer Narrengeschichte stellte die Dammer Stadtverwaltung mit Andreas I. Herzog einen Prinzen und im Hofstaat mit Adjutant Franz-Josef Echtermann sowie Hofnarr Christoph Möller gleich noch zwei weitere Stadtbedienstete. Der zweite Adjutant war ebenfalls Verwaltungsfachmann, allerdings beschäftigt im Krankenhaus. Aus alteingesessenen Dammer Familien stammten denn auch Kinderprinz Christoph I. Grimme sowie dessen Adjutanten Christoph Schmiesing und Jan Bahlmann, doch als Hofnarr kam mit Allain Quach erstmalig ein chinesisch stämmiger Junge in einen prinzlichen Hofstaat. Der Elferrat machte daraufhin das China-Restaurant seiner Eltern zum Quell erquicklichster und vergnüglichster Labsal.

Die Umzüge 1999 waren mittlerweile an beiden Tagen gleich, denn ein Sonntagsumzug nur für die Kinder hatte sich längst überholt. Der Aufwand für Wagenbau und Kostüme war so, dass die Gruppen sich nicht nur einmal präsentieren wollten. Noch war allerdings der Höhepunkt in der Zahl angemeldeter Wagen und Gruppen nicht erreicht, wiewohl sich die explosive Entwicklung 1999 auf 221 hochkatapultiert hatte. So sollten drei Jahre später noch zwanzig hinzukommen. Immerhin zeigte sich bei solch großen Umzügen, dass Damme dafür einfach zu klein ist, woraufhin dann einige Jahre später die Teilnehmerzahl begrenzt werden musste.

Die bemerkenswerteste Besonderheit zeigte sich am Ende der Session: Jahrelang hatte der Sessionsauftakt am klassischen Elften Elften ein Mauerblümchen-Dasein geführt – von der Öffentlichkeit kaum bemerkt und im begrenzten Kreise. Den Beginn der Feierlichkeiten hatte der Elferrat zwar schon einige Jahre zuvor von der „Präsidialkanzlei“ des vormaligen Präsidenten unter größerer Beteiligung in die jeweilige Hofburg verlegt, doch fehlte zu diesem Anlass eine lokale Besonderheit mit Alleinstellungsmerkmal. Den Ansatz dazu lieferten 1988 Pläne im Rahmen der Stadtsanierung für ein Narren-Denkmal im Dammer Zentrum. Nach einem Ideenwettbewerb scheute der Stadtrat allerdings die Umsetzung der prämierten Vorschläge wegen zu hoher Kosten.

Bewegung kam erst 1997 durch die Aktivitäten von Franz-Josef Nordhoff, der für den Kunst- und Kulturkreis schrittweise den Skulpturenpfad in der Dammer Innenstadt realisierte. Er entwickelte in Zusammenarbeit mit Realschullehrer Paul Schneider sowie dessen Schülern in Werk- und Kunstkursen die Idee des Säulen-Narren, der in den Oldenburger Farben gekleidet dynamisch dahinschreitet und als Symbol oder Abbild für die herausragende närrische Bewegung Dammes stehen sollte.
Mit der feierlichen öffentlichen Enthüllung durch Präsident Wolfgang Friemerding am 11.11.1999 wurde somit die 385. Session abgeschlossen. Danach ging’s in die Hofburg Hubertushof, denn eine Ehrennarren-Verleihung folgte erstmalig im Jahr 2000 im Rathaus und eine Scheune Leiber für die Nachfeier existierte noch nicht.






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Umfassende Informationen zur Geschichte des Dammer Carnevals

Weitere umfassende Informationen zur Geschichte des Dammer Carnevals bis in die Anfänge sind zu finden in:
Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614 e.V. (Hg.): In närrischer Eigenart. 400 Jahre Dammer Carneval, Damme 2013 Schomaker, Alwin: Das Alte Volk von Damme, 2 Bde., Damme 1964
Alle Bände wie auch weitere zur Stadt- und Carnevalsgeschichte sind im Stadtmuseum Damme erhältlich.








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